Ackerwildkraut-Arten, die in Sachsen-Anhalt in ihrem Bestand stark gefährdet sind oder auszusterben drohen, werden in Zusammenarbeit mit regionalen Wildpflanzenproduzenten vermehrt. Hierzu werden Samen regionaler Herkünfte gesammelt und als Basissaatgut bei der Vermehrung im Freiland eingesetzt. Extrem seltene Arten werden in Erhaltungskulturen des Botanischen Gartens Halle vermehrt.

Die Vermehrung bedrohter Ackerwildkräuter war Teil des „Modellprojekts zur Verbesserung der Situation von Ackerwildkräutern in Sachsen-Anhalt“ und wird im Projekt „Erhaltung und Wiederherstellung der gefährdeten Segetalflora Sachsen-Anhalts“ fortgesetzt.

Mit dem aus Vermehrung gewonnen Saatgut werden bei langfristig gesicherter extensiver Bodennutzung bestehende Restpopulationen seltener Ackerwildkräuter gestärkt sowie lokal und regional ausgestorbene
Populationen werden durch Aussaat wiederangesiedelt.

Saatgutsammlung

Die seltenen Ackerwildkräuter werden auf den wenigen noch vorhandenen Standorten schonend gesammelt. Dazu erfolgen Absprachen mit den zuständigen Naturschutzbehörden und den Flächeneigentümern.

Saatgutaufbereitung

Mit Unterstützung der Vermehrungsbetriebe Saale-Saaten (Halle) und Wild-Land (Bernburg-Gröna) werden die geernteten Pflanzenteile getrocknet, gedroschen und gereinigt.

Keimversuch

Um das Keimverhalten der gesammelten Arten zu untersuchen, wurden
in den Jahren 2021/2022 und 2023/2024 jeweils 100 Samen je Art
in Anzuchtkästen ausgebracht. Jede Art wurde sowohl im Herbst als auch im Frühjahr ausgesät und das Keimverhalten systematisch dokumentiert.

Saatgutvermehrung

Der Wildpflanzenbetrieb Wild-Land (Bernburg-Gröna) vermehrt seit 2023 die Sichel-Wolfsmilch, den Runden Lauch und den Geschnäbelten Erdrauch. Der Betrieb zieht im Herbst / Winter Jungpflanzen im Gewächshaus vor und pflanzt diese im Frühjahr in das Vermehrungsfeld. Bei Bedarf ist hier eine Bewässerung möglich. 

Der Saatgutbetrieb Saale-Saaten (Halle) hat in den Jahren 2020/2021 Arten wie den Venuskamm, den Acker-Wachtelweizen, die Kornrade oder das Sommer-Adonisröschen vermehrt. Seit 2023 vermehrt der Betrieb im Rahmen des Ackerwildkraut-Projektes ausgewählte seltene Arten, wie das Spießblättrige Tännelkraut, den Dunklen Erdrauch oder den Acker-Hahnenfuß. Die Vermehrung erfolgt durch eine Direktsaat ins Feld im Herbst, da eine Bewässerung der Flächen nicht möglich ist. 

Extrem seltene Arten wie das Flammen-Adonisröschen, der  Ackerkohl, der Venus-Frauenspiegel, der Einjährige Ziest, das Pariser Labkraut oder der Finkensame werden in Erhaltungskulturen des Botanischen Gartens der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie die Saat-Wucherblume in einer Erhaltungskultur des Schutzgartens des Biosphärenreservates Mittelelbe vermehrt.