Problematik
Der Feldhamster besiedelt bevorzugt Böden von hoher Bodenqualität wie tiefgründige Rendzinen und Schwarzerden. Diese Böden sind gleichzeitig für die Landwirtschaft von großer Bedeutung, da sie hochproduktiv sind. Entsprechend intensiv ist die Nutzung und das wirtschaftliche Interesse ist groß. Schutzmaßnahmen für den Feldhamster gehen in der Regel mit wirtschaftlichen Einbußen einher und sind daher nur umsetzbar, wenn diese kompensiert werden können.
Um diese Konflikte zu entschärfen, bedarf es
- einer engagierten, betriebsspezifischen Landwirtschaftsberatung,
- der finanziellen Vergütung für Aufwand und Verluste gekoppelt mit einer Anreizkomponente sowie
- einer unbürokratischen Maßnahmenabwicklung.
Projektziele
- Umsetzung konkreter, bestandsfördernder Maßnahmen zum Schutz der Art in den Bereichen der Schwerpunktgebiete Südliches Harzvorland, Magdeburger Börde und Nordharzvorland
- Kartierung der Vorkommen des Feldhamsters zur gezielten Platzierung von den Feldhamster fördernden Maßnahmen sowie für das Erfolgsmonitoring
- Datenerfassung und -dokumentation im Rahmen der Erfolgskontrolle und Datenübermittlung an das Landesamt für Umweltschutz
- Mehraufwandsausgleich für vereinbarte Maßnahmen mit den Landbewirtschaftenden, die dem vorrangigen Ziel der Verbesserung des Erhaltungszustandes des Feldhamsters dienen
- Akzeptanzförderung bei Landnutzern und Eigentümern
- Projektbegleitende Informationsmaßnahmen
Projektinhalte
Um diese Ziele umzusetzen, haben die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt, der BUND-Landesverband Sachsen-Anhalt e. V und der Landesverband für Landschaftspflege Sachsen-Anhalt e. V. im Jahr 2023 das Projekt „Allianz Feldhamsterschutz Sachsen-Anhalt“ gegründet, welches durch das Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2024 gefördert wurde.
Im Anschluss daran folgt nun das Projekt „Brücken für den Feldhamster in Sachsen-Anhalt“, in welchem in den Jahren 2025 und 2026 mit den Landkreisen Harz, Bördekreis und Mansfeld-Südharz zusammengearbeitet wird. Dabei ist der LPV Grüne Umwelt in den Gebieten um Eilsleben, Wellen, Eilsdorf und Heudeber tätig, der BUND im Bereich Quedlinburg, Sangerhausen, Eisleben und Groß-Ammensleben. Die Stiftung Kulturlandschaft hat weiterhin die Rolle der Projektkoordination inne. Sie wirbt um die Teilnahme landwirtschaftlicher Betriebe und organisiert die Zahlung des Mehraufwandsausgleichs.
Folgende Maßnahmen werden angeboten:
- Einfache Ährenernte zum Feldhamsterschutz (350€ / ha)
- Mahd mit hochgestelltem Mähwerk kurz unterhalb der Getreideähre; Stoppel möglichst > 30cm,
- Umbruch der Fläche nach dem 30.09. (mit Abschlägen nach dem 15.09.),
- Bodenbearbeitung nicht tiefer als 25 cm,
- kein Rodentizideinsatz.
- Maßnahmen zur Abmilderung kritischer Anbausituationen (290€ / ha)
- Anbau hamsterfreundlicher Zwischenfrüchte vor hamsterunfreundlichen Kulturen (z.B. Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln),
- überjähriger Verbleib der Zwischenfrucht auf mindestens 10% der Fläche als Schonstreifen,
- Umbruch der überjährigen Fläche / Ende der Maßnahme mit Ernte der Hauptfrucht, frühestens jedoch nach dem 15.09.
- kein Rodentizideinsatz.
- Ährenernte mit anteiligem Ernteverzicht (425€ / ha)
- Mahd mit hochgestelltem Mähwerk kurz unterhalb der Getreideähre: Stoppel möglichst > 30cm,
- ca. 2,5% Ernteverzicht durch Aussparen von 2 Getreidereihen pro Fahrspur (ca. 25 cm) für eine gleichmäßige Verteilung,
- Umbruch der Fläche nach dem 30.09. (mit Abschlägen nach dem 15.09.),
- Bodenbearbeitung nicht tiefer als 25 cm,
- kein Rodentizideinsatz.
- Ährenernte mit vollständigem Ernteverzicht (Entschädigung nach Rücksprache)
- Umbruch der Fläche nach dem 30.09,
- Bodenbearbeitung nicht tiefer als 25 cm,
- kein Rodentizideinsatz.
- Einfache Ährenernte zum Feldhamsterschutz (350€ / ha)
In Anpassung an veränderte landwirtschaftliche Anforderungen und um weitere Feldkulturen feldhamsterfreundlich zu gestalten, werden mit Start des neuen Projektes ab 2025 drei neue Maßnahmen angeboten:
- Anbau von Buchweizen in Kombination / angrenzend an einen Getreideschlag (300€ / ha)
- Mahd mit hochgestelltem Mähwerk kurz unterhalb der Getreideähre: Stoppel möglichst > 30cm,
- Umbruch der Fläche nach dem 30.09.,
- Bodenbearbeitung nicht tiefer als 25 cm,
- kein Rodentizideinsatz.
- Belassen von Streifen (max. 10%) in der Folgekultur von Sommerungen (290€ / ha)
- Mindestbreite 12m,
- keine Bodenbearbeitung bis zur Ernte der Folgekultur,
- kein Rodentizideinsatz.
- Anbau von Untersaat (300€ / ha)
- für Mais und Winterweizen geeignet,
- geeignete Zwischenfrüchte werden im Herbst als überwinternde Gründüngung ausgebracht,
- Zwischenfrüchte sollten möglichst vielfältig gewählt werden (z.B. Mischung verschiedener Kleearten),
- kein Rodentizideinsatz.

Panorama-Video zur Hamsterfreundlichen Zwischenfruchtmischung, die 2024 bei Irxleben angebaut wurde